Bayerische Impf-Kapriolen / Die Scharmützel zwischen CSU-Chef Söder und Freie-Wähler-Chef Aiwanger schaden nur. Leitartikel von Christine Schröpf
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Der offenkundig genervte Regierungschef Söder hatte die Debatte losgetreten, als er Aiwanger in dieser Sache kürzlich bei einer Pressekonferenz vorführte und dabei aus dem Blick verlor, dass er damit nicht nur gegen den Koalitionspartner stichelt, sondern auch die nicht unerhebliche Zahl von Impf-Zauderern unter Bürgern an den "Impfpranger" stellt. Es hätte ihm allerdings klar sein müssen, dass Druck bei gestandenen Bayerinnen und Bayern grundsätzlich gegenteilig wirkt.
Aiwanger erhielt für sein zunächst knappes Begründen der persönlichen Impfvorbehalte jedenfalls so viel Zustimmung, dass er der Verlockung erlag, mit einem Rundumschlag nachzulegen. Das Punkte-
sammeln im Bundestagswahlkampf war dabei sicher mit im Spiel. Der Freie-Wähler-Chef läuft nun allerdings ins Risiko, Galionsfigur der Hardcore-Impfgegner zu werden. Selbst verursacht gerät er in verschärfte Erklärungsnot. Aufs Impfen zu verzichten, bleibt nur so lange höchst privat, solange man sich nicht derart öffentlich exponiert.
Die Frage des Schutzes vor Corona ließe sich ansonsten ganz nüchtern betrachten. Wer sich impft, holt sich relativ einfach und sicher hohen Schutz. Wer zweifelt, muss per regelmäßiger Tests, Maskentragen, Abstand und Hygieneregeln das Virus auf Distanz halten. Alle Anderen werden sich über kurz oder lang infizieren und spielen dabei russisches Roulette. Über diese Fakten lohnt sich jede Diskussion. Der södersche-aiwangersche Disput lenkt davon ab. Er lässt allerdings erahnen, wie stark der Bundestagswahlkampf die Nervosität in der bayerischen Koalition anheizt. Die CSU fürchtet zu Recht, dass ihr die Freien Wähler im Herbst wichtige Prozente abjagen. Für Söder, der für seinen harten Corona-Kurs viel Schläge einsteckt, ist es auch schmerzhaft, wenn Aiwanger der Darling seiner schärfsten Kritiker ist. Söder wie Aiwanger ist allerdings wenigstens zu attestieren, dass sie Kampfgeist zu den mal mehr, mal weniger geglückten Vorstößen treibt. Auch Baerbock ist übrigens ja keineswegs ein Opfer von Untätigkeit geworden, sondern ihres Drangs nach zu viel gepaart mit gründlichem Verzetteln.
Ein Feuer, das mit Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet ein anderer zentraler politischer Protagonist leider schmerzlich vermissen lässt. Ein zuletzt Fünf-Prozent-Sprung für die Union in Umfragen dürfte ihn noch bestärken, wie auch der Sechs-Prozent-Absturz für die Grünen. Dabei ist beides in dieser Wucht völlig unverdient. Laschets Performance lässt jedenfalls weiter unterdurchschnittlich. Er ist daran zu erinnern, dass es auch Fehler durch Unterlassen gibt, exemplarisch zu betrachten bei seinem Lavieren im Fall des CDU-Rechtsaußen Hans-Georg Maaßen. Das ist extrem kurzsichtig. Das Problem verschwindet ja nicht - es wird nur größer.
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Datum: 08.07.2021 - 19:45 Uhr
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