Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zu Kita-Plätze: "Schöne Kita-Zahlen" von Reinhard Zweigler
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Ressort in der schwarz-gelben Bundesregierung. Unter Jugend, Frauen,
Familie lassen sich irgendwie alle rund 80 Millionen Bundesbürger
einsortieren. Die junge CDU-Ministerin aus Hessen, die einst nur
wegen des Länderproporzes in Merkels Kabinett aufstieg, ist für die
vorgeblich "weichen Themen" zuständig. Doch seit Deutschland tief in
der Demografiefalle steckt, weiß man, dass genau diese Themen über
die weitere Zukunft der Gesellschaft entscheiden. Von wegen "Gedöns",
wie einst Kanzler Gerhard Schröder über Familienpolitik zu räsonieren
pflegte. Im Kabinett ist die junge Mutter und Ministerin Schröder vor
allem für die guten Nachrichten zuständig. Zumindest tut sie so, als
könne sie alles zum Guten wenden, was zuvor nicht von der Stelle zu
kommen schien. Gestern nun aus Schröders Munde die frohe Botschaft,
dass es mit dem Versprechen auf ausreichend Kita-Plätze für Kinder
unter drei Jahren zum Besten steht. Zum vorgegeben Stichtag 1. August
werde es mit 813 000 Betreuungsplätzen, egal ob in einer Kita oder
bei einer Pflegemutter, sogar gut 30 000 Plätze mehr geben, als einst
geplant. Rein rechnerisch könnte damit sogar etwas mehr als die von
der Politik gegriffene Größe von 39 Prozent der Kleinen einen Platz
bekommen. Doch jede Statistik ist trügerisch. Im Schnitt war der
Teich einen Meter tief, dennoch ist die Kuh ertrunken. Schröders
schöne Kita-Zahlen machen zweierlei deutlich: Erstens hat es in den
vergangenen Jahren einen Ruck gegeben, was die Schaffung von
Kita-Plätzen für die Jüngsten betrifft. Dafür wurden von Bund,
Ländern und Kommunen Milliarden Euro investiert. Sowohl für die
Einrichtungen als auch in Personal. Das ist gut angelegtes Geld.
Zugleich jedoch kann es in Ballungsgebieten, großen Städten,
Universitätsstädten oder auch in dem einen oder Landkreis, der einen
oder anderen Gemeinde zu Engpässen kommen. Der Bedarf an Betreuung
hält sich nun mal nicht an vorgegebene Zahlen von Politikern. Die
Kinder sind - zum Glück - einfach da. Und immer mehr junge Mütter und
Väter wollen, ihre Kinder möglichst früh in eine Einrichtung geben.
Die Zeiten, wo so etwas mit dem schlimmen Begriff "Rabeneltern"
abgetan wurde, sind hoffentlich endgültig vorbei. Es gibt viele
individuelle Gründe für und bestimmt ebenso viele Gründe gegen eine
frühzeitige Betreuung. Wichtig ist nur, dass der Staat den Eltern
dabei die Wahlfreiheit lässt - und beides fördert. Der Gesellschaft
müssen Kinder gleich viel wert sein, egal, ob sie ausschließlich
zuhause, bei der Oma, in einer Kita oder bei der Tagesmutter betreut
werden. Dass es in Deutschland mehr Kita-Plätze gibt, ist für manch
Konservative fast schon eine familienpolitische Revolution. Dass sich
junge Frauen nicht mehr auf die drei großen "K" - Kinder, Küche,
Kirche - reduzieren lassen wollen, ist ihr gutes Recht. Wir haben,
vom Standpunkt der Gesamtgesellschaft aus gesehen, leider zu wenige
Kinder und zu wenige Frauen in gut bezahlten Berufen. Das kann sich
das Land eigentlich nicht leisten, wenn es weiterhin in Wohlstand
leben will. Ministerin Schröder hat so oder so die Konsequenz
gezogen. Sie will nach der nächsten Wahl nicht wieder
Bundesministerin sein - und sich um die Erziehung der kleinen Tochter
kümmern.
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Datum: 11.07.2013 - 19:54 Uhr
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