Mittelbayerische Zeitung: Merkels Währung heißt Vertrauen
Eine selbstbewusste Kanzlerin verteilt Wohlfühl-Botschaften. Die Spähaffäre dagegen wird sie aussitzen. Von Reinhard Zweigler
ID: 912940
nächste Kanzlerin wieder Angela Merkel heißt? Am Freitag hat die
CDU-Chefin vor der Berliner Bundespressekonferenz locker und souverän
demonstriert, dass sie willens und fähig ist, die Macht im Herbst zu
verteidigen. Merkel hat sich als oberste Kümmerin um die Sorgen und
Nöte der Menschen präsentiert, von der NSA-Datenaffäre, die die Leute
gar nicht so wahnsinnig aufregt, bis zur Hilfe für die fast
vergessenen Flutopfer. Angela Merkel hat eine große Portion dieses
wohligen Gefühls ich-bin-immer-für-euch-da verbreitet. Dafür wird sie
von einer großen Mehrheit der Deutschen anerkannt, respektiert,
geliebt. Selbst von den Anhängern anderer Parteien. Merkels Währung
heißt: Vertrauen. Das Erfolgsrezept der Kanzlerin dabei ist so
einfach wie wirksam: Sie macht keine erkennbaren Fehler, hat keine
Affären oder auch nur verbale Ausrutscher, wie sie etwa Peer
Steinbrück zuhauf hatte. Zudem gibt sie die selbstbewusste
"Bundes-Mutti", die für alle politischen Probleme eine Lösung findet
- und seien sie noch so vertrackt. Zumindest tut sie alles dafür,
alle in diesem Glauben zu bestärken. Merkel ist zugleich
sparsam-einfache schwäbische Hausfrau als auch knallharte
Regierungschefin auf nationaler und internationaler Bühne.
Verständnisvoll und durchsetzungsstark zugleich. Yin und Yang in
einem, würden vielleicht die Chinesen sagen. Allerdings hält diese
schlicht-perfekte Kanzlerin-Präsentation einer Tiefenprüfung nicht
immer stand. In der NSA-Affäre gibt Merkel zwar ebenfalls die
dynamische Aufklärerin, doch in Wahrheit sind ihr und der gesamten
deutschen Regierung ziemlich die Hände gebunden. Weitere Transparenz
über das, was der US-Geheimdienst wirklich getan und an Daten aus dem
Netz abgefischt hat, ist nur durch die US-Behörden selbst zu
erlangen. Und in Washington sieht man das Problem längst als nicht so
gravierend an wie etwa in Berlin. Selbst wenn in politischen Kreisen
der USA zunehmend Fragen zu den weltweiten Ausspähaktionen der
eigenen Dienste gestellt werden. Doch im Zweifel rechtfertigt das
Ziel, Terrorabwehr, nahezu jede Ausschnüffelei im weltweiten
Datennetz. Legal, illegal, uns doch egal. Die alles dominierende
Kanzlerin hat es auch fertig gebracht, den bayerischen Löwen Horst
Seehofer zum schnurrenden Kätzchen mutieren zu lassen. Es ist nicht
allzu lange her, dass Merkel auf CSU-Parteitagen eiskalt empfangen
wurde. Heute ist sie die uneingeschränkte Nummer eins der
Unionsparteien. Man liebt sich nicht gerade, betont hier und da die
Unterschiede - siehe bei der Pkw-Maut, bei Details der Energiewende
oder bei Volksbegehren gegen all zu große EU-Willkür -, doch man
braucht sich. Die erfolgreiche Kanzlerin wird auch zur
Wahlkampflokomotive der Christsozialen in Bayern. Und Merkel und die
CDU hoffen auf ein ordentliches Ergebnis der CSU bei der Landtagswahl
im Freistaat am 15. September. Rückenwind aus Bayern könnte
vielleicht doch wieder die schwarz-gelben Segel blähen. Und wenn es
doch nicht mit den Freidemokraten zum Weiterregieren im Bund reichen
sollte, wäre Merkel flexibel genug für andere Bündnisse. Mutti
kümmert sich, egal wer an ihrer Seite mitregieren darf.
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Datum: 19.07.2013 - 20:15 Uhr
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