Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel "Schüler kämpfen für ihre Zukunft" von Reinhard Zweigler zu Klimaschutz-Demos
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es gewusst haben: "Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat
schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor
älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten soll." Ob der Athener
über 400 Jahre vor Christus wirklich diesen Ausspruch tat, ist
umstritten. Doch was die Jahrtausende überdauerte, war das Klagen
über die jeweils junge Generation, die zumeist nicht jenem Bild
entsprach, das Eltern und Großeltern von den Nachkommen hatten.
Ausnahmen bestätigen die Regel. Und natürlich gilt die harsche Kritik
nicht, wenn es um die eigenen Kinder und Enkel geht. Dass immer mehr
Schüler und Studenten Freitagvormittag für den Schutz des Erdklimas
forsch auf die Straßen gehen, dass sie sich in die Politik der
"Großen" einmischen, unduldsam und penetrant ihre Forderungen für
eine lebenswerte Zukunft auf unserem gefährdeten Planeten
hinausrufen, hätten wohl viele der Älteren jener Generation nicht
zugetraut, deren Markenzeichen doch vielmehr iPhone, Facebook,
Instagram und Co. sein sollten. Auch dass sich junge Leute, die sonst
eher Idolen aus der Popmusik, prominenten YouTubern, Models,
Sportlern und dergleichen nacheifern, nun der jungen schwedischen
Aktivistin Greta Thunberg folgen, ist schon bemerkenswert. Das
Demonstrieren für mehr Klimaschutz ist plötzlich so was von cool
geworden. Es könnte eine globale Jugendbewegung entstehen. Für
Kritiker der wöchentlichen Aktionen "Fridays For Future" ist das
Ganze allerdings nichts weiter als der Verstoß gegen die Schulpflicht
und damit Schulschwänzen, was dann auch auf dem Zeugnis seinen
Niederschlag als unentschuldigtes Fehlen finden müsse. Ja, geht's
nicht noch etwas Kleinkarierter? Lehrer und Schulleitungen sollten
besonnen und mit Fingerspitzengefühl auf die Klimademonstrationen
reagieren, nicht mit dem drohenden Zeigefinger. Klar, kann nicht
jeden Freitag die Schule ausfallen. Der Unterricht kann jedoch
bestimmt nachgeholt werden. Eine prima Idee hatte übrigens der
Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, der den verpassten
Unterricht an seiner Schule durch selbst organisierte Diskussionen
über Klimaprobleme mit Experten nachholen lässt. Bei solchen
Gelegenheiten kann man wahrscheinlich auch trefflich darüber
streiten, warum etwa der Kohleausstieg, die Wende im Verkehr oder die
Vermeidung von Verpackungsmüll nicht so einfach herbei-demonstriert
werden können, sondern konkreter Maßnahmen bedürfen. Dass sich die
junge Generation jedoch ernste Sorgen um die Zukunft des Planeten
macht, sich nicht mit wohlfeilen Ausreden abspeisen lässt, ist ihr
gutes Recht. Denn sie, ihre Kinder und Enkel, haben in den nächsten
Jahrzehnten das Klimadesaster auszubaden, dass heutige und vorige
Generationen verursacht haben. Der achtlose Umgang mit der Natur, der
Raubbau an Ressourcen in den vergangenen 150 Jahren des auf Wachstum
gepolten Industriezeitalters zeitigt dramatische Nachwirkungen. Die
Atmosphäre erwärmt sich, der Meeresspiegel droht anzusteigen, viele
Tier- und Pflanzenarten verschwinden. Dass die Weltgemeinschaft beim
Kampf gegen die Erderwärmung so quälend langsam vorankommt und dass
es immer noch penetrante Klimaleugner gibt - von Donald Trump bis in
die AfD hinein -, ist ein riesiger Skandal. Die jungen Leute legen
mit ihren Demonstrationen den Finger in die Wunde, machen den
Politikern Beine, tragen ihren Protest aus den digitalen
Internet-Chats in die analoge Öffentlichkeit. Und das ist eine gute
Sache. Weil es für eine gute Sache ist. Es geht um nicht weniger als
das Überleben der Menschheit. Um sich dafür beherzt zu engagieren,
muss man nicht abwarten, bis das Wahlalter von 18 Jahren erreicht
ist. Herbert Grönemeyer würde singen: Kinder an die Macht!
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Datum: 03.03.2019 - 20:12 Uhr
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